Pygmäen

Reiseberichte aus dem Sanella-Album Afrika

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Dieses Tier stellt eine kuriose Mischung von Zebra, Antilope und Giraffe dar. Im Jahre 1901 wurde es erstmalig den Zoologen bekannt. In kühnen Fahrten versuchten seither Forscher unter Einsatz ihres Lebens dieses Tier tot oder lebend zu fangen. Doch das Okapi weiß sich immer wieder geschickt seinen Verfolgern zu entziehen. Im dichtesten und tiefsten Urwald, wo kaum ein anderes Lebewesen hinkommt, verbirgt es sich. Der Londoner Zoo beherbergt zur Zeit als einziger Tiergarten der Welt ein lebendes Okapi. Ihr werdet daher verstehen, daß es uns besonders reizvoll erschien, hier im Heimatgebiet des Okapi nach ihm zu suchen. Unser Weg führte uns durch die märchenhafte Schönheit des Ituri= Urwaldes. Wir fanden leuchtende Blüten in bizarren Formen und winzige, kleine, buntschillernde Urwaldvögel, wie wir sie bisher noch nie gesehen hatten. Es schien, als wollte uns der Ituri-Wald all seinen Reichtum zeigen. Nur das, wonach wir so eifrig suchten, das fanden wir leider nicht.

FISCHFANG IN REISSENDEN STROMSCHNELLEN

Auf unseren Streifzügen kamen wir oft an wildschäumenden Flüssen vorbei, in deren reißenden Stromschnellen sich die afrikanischen Fischer als wahre Artisten zeigten. Wir konnten beobachten, wie sie in langen schmalen Booten, die oft acht bis zehn Mann faßten, mit unglaublicher Geschicklichkeit in die gurgelnden Strudel der Stromschnellen stießen. Dort waren lange große Stangen, mit Tauwerk und Lianen verbunden, festgemacht. Die sehnigen Gestalten kletterten dann schnell an den Stangen hoch, hangelten sich an den Lianen weiter und leerten die zum Fang aufgestellten Reusen.

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Oft kamen dabei prächtige mannsgroße Fische zutage, und es war uns unerklärlich, wie sie mit diesen Lasten die gefährliche Kletterpartie noch einmal bewältigen konnten und wieder sicher ihre Boote erreichten. Doch nicht immer ging das Fischen glatt ab, und die reißenden Stromschnellen holten sich von Zeit zu Zeit ihre Opfer.

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GEFÄHRLICHE ZWERGE-PYGMÄEN

Der Verkehr mit den Schwarzen des Kongo war außerordentlich schwierig. Aber nach den Erfahrungen bei den Lolo=Mongo verstand es Mr. Brand sehr schnell, sich auf die Eigenarten dieser Stämme einzustellen. Wir wollten auf jeden Fall die Pygmäen, den Inbegriff der Zwergenvölker, kennenlernen. Das war keineswegs sehr leicht, aber durch Vermittlung des Lolo=Mongo=Häuptlings konnten wir mit den Wambuti in Verbindung treten. Ein Bote, der uns zugleich als Dolmetscher diente, führte uns an einen verabredeten Punkt. Die Mittagssonne lastete über dem Busch. Da drang aus dem Wald ein eigenartig eintöniger Gesang, der von schrillen Frauenstimmen übertönt wurde und plötzlich abbrach. Gleich darauf schimmerten durch die Zweige funkelnde Speere, und kleine, nur mit Lendenschurzen bekleidete Gestalten standen uns gegenüber. Die Männer hielten Speere in den Händen, und die Frauen führten ihre Kinder mit sich.

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